Vor zwei Jahren haben sie den Existenzgründerpreis Barnim-Uckermark erhalten, zwei Jahre später planen sie die Eröffnung einer eigenen Käserei: Anja und Janusz Hradetzky, zwei ehemalige Absolventen der HNEE betreiben seit 2014 in Stolzenhagen am Rande des Nationalparks Unteres Odertal einen Landwirtschaftsbetrieb der etwas anderen Art: „Wir setzen auf wesensgemäße Milchviehhaltung auf Naturschutzflächen und handwerkliche Milchverarbeitung. Zudem setzen wir auf solidarische Landwirtschaft“, berichtet Anja Hradetzky. Wesenseigene Viehhaltung heißt bei ihnen, dass die Kälber nach der Geburt nicht von ihren Müttern getrennt werden, sondern säugen können. „Zwei Kälber pro Kuh, die Kuh wird für das fremde Kalb sozusagen eine Ammenkuh, die Milch von den restlichen Kühen gehen in die Verarbeitung“, sagt sie. Wesenseigen heißt zudem, dass die Tiere ihre Hörner behalten dürfen, sie werden zu 100 Prozent auf der Weide gehalten. Und der Bulle darf mit bei der Herde sein. „Bei uns werden die Kühe noch durch echte Bullen gedeckt“, sagt Anja Hradetzky. Bei alldem überrascht der Name, den sie dem Unternehmen gegeben haben, überhaupt nicht: „Stolze Kuh“. Und natürlich ist der Betrieb Demeter-zertifiziert.

Und solidarische Landwirtschaft funktioniert nach folgendem Prinzip: Die Kunden des Landwirtschaftsbetriebes kooperieren mit dem bäuerlichen Unternehmen, indem sie ihm eine Abnahmegarantie geben, bzw. sogar vorfinanzieren. Solchen Partnerschaften, die vor allem in der Öko-Branche üblich sind, unterstützen lokale Produktionen und lokale Verwertungsketten.

„Wir haben uns 2016 für diesen Betrieb als Empfänger des Hauptpreises entschieden, weil wir sowohl sein Firmen- als auch sein Finanzierungskonzept spannend und preiswürdig fanden“, berichtet Björn Baugatz, Sprecher des Netzwerkes für Existenzgründer Barnim- Uckermark. „Um die nötigen Investitionen tätigen zu können, haben sie Geld über Crowdfunding eingesammelt und dazu noch sogenannte Kuh-Anteile vergeben. Letzteres folgt auch dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft: Wer einen Kuh-Anteil kauft, erhält im Gegenzug die Milchprodukte des Unternehmens“, erläutert Baugatz. Auf diese Weise konnten die jungen Landwirte über 100 000 Euro generieren – den Löwenanteil der Gesamtinvestition von 150 000 Euro. Der Rest lief über Kredite.

90 Kühe stehen mittlerweile auf den Wiesen des Betriebes, dazu kommen neuerdings 250 Hühner. „Wir folgen dem Prinzip der Zweinutzungsrassen, die sowohl Fleisch und Milch sowie bei den Hühnern Eier liefern“, erläutert Anja Hradetzky. Und die Planungen für die Käserei sind bereits sehr weit fortgeschritten. Momentan liefern sie ihre zertifizierte Heumilch noch an die gläserne Molkerei in Münchehofe. „Unser Plan ist aber, diesen Teil der Wertschöpfung auch in die eigenen Hände zu nehmen“, erklärt sie.

Ein Bericht von Matthias Bruck, Diplom-Journalist

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